Immer wieder tragen Kunden ihren Wunsch nach einem möglichst flächigen, glatten Fliesenbild an Fliesenleger heran. Die Frage nach dem fugenlosen Verlegen von Fliesen steht im Raum. Dagegen sprechen allerdings gewichtige Gründe, denn Fugen haben eine Funktion. Über die Nachteile von fugenlosen Fliesen und realistische Alternativen berichtet der heutige Expertentipp.
Fugen sind nicht nur ein ‚Nebenprodukt’ des Verlegens. Im Gegenteil. Fliesenleger wissen: Fugen zwischen einzelnen Fliesen – ganz gleich in welcher Verlegevariante – sind notwendig, um die langfristige Qualität und Sicherheit für den Fliesenbelag zu gewährleisten. Dazu gehört neben dem Ausgleich von Maßtoleranzen eben auch, Spannungen im Bodenbelag abzubauen.
Denn die Kräfte, die auf einen Fliesenbelag einwirken, sind nicht zu unterschätzen. So sind kaputte beziehungsweise zerbröselte Fugen keine Folge mechanischer Einwirkungen, sondern das Resultat permanenter Spannung. Je nach Temperatur ziehen sich die Fliesen nämlich zusammen oder dehnen sich aus. Und diese Temperaturschwankungen sind im Wohnbereich nun einmal an der Tagesordnung.
Selbst wenn Eigenheimbesitzer moderner Neubauten häufig mit einer konstanten Raumtemperatur aufgrund ausgeklügelter Klima-, Lüftungs- und Wärmetechnik argumentieren: Jeder Wohnraum unterliegt im Verlauf der Jahreszeiten Temperaturschwankungen.
Ein weiterer Grund, der für die Fuge spricht, ist die Vermeidung von Feuchteschäden: Da die Fliesen ohne Fugen beim Ausdehen zwangsläufig die Nachbarfliesen beschädigen, kann an diesen Stellen Wasser eindringen, sobald sich die Fliesen aufgrund schwankender Raumtemperatur wieder zusammenziehen. Diese Feuchtigkeit nistet sich dann unter dem Fliesenspiegel ein, ohne dass die Feuchtigkeit eine Chance hat zu entweichen. Schließlich sind Fliesen dampfdiffusionsdicht.
Übrigens: Selbst wenn man den Fliesenbelag zum Beispiel mittels Dampfbremse vom Untergrund entkoppelt, bleiben Fugen unverzichtbar, da die Eigenbewegung der Fliesen, auch losgelöst von den Spannungen des Untergrundes, ausreicht, um diese jeweils auf benachbarte Fliesen zu übertragen. Allerdings helfen neueste Flexfugen dabei, dass die erwähnten Spannungen nicht mehr zu unschönen Brüchen und dem erwähnten ‚Zerbröseln’ der Fugen führen, was optisch viel ausmacht.
Auch wenn dies ausdrücklich nicht ratsam ist, gibt es grundsätzlich die Möglichkeit, Fliesen ohne Abstand zu verlegen. Ob die Voraussetzungen dafür gegeben sind, kann immer nur der Profi nach einer strengen Einzelfallbewertung abwägen:
Wer trotz der großen Nachteile fugenlos verlegter Fliesen dennoch auf Abstände zwischen den Fliesen verzichten möchte, ist eventuell mit schmalen Fugenbreiten gut beraten. Immerhin lassen sich mit rektifizierten Großformaten die Fugenbreiten auf bis zu zwei Millimeter reduzieren. Das funktioniert jedoch nur, wenn der Höhenversatz der Fliesenkante zusätzlich minimiert wird. Werden die Fugen im Anschluss entsprechend der Fliesenfarbe gefärbt, entsteht ein nahezu fugenloses Fugenbild, jedoch ohne die negativen Effekte fugenlos verlegter Fliesen.
1. Wählen Sie einen Anwendungsbereich aus:
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